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A wie „… aber die waren ja nicht doof!“

Posted on 24.06.202313.07.2023 by Corinna Liebergesell (Cori)

Stimmt. Ist trotzdem nicht authentisch!


Ich bin seit 2012 in der Living-History-/Reenactment-Szene unterwegs, in dieser Zeit ist mir ein ganz bestimmter Schlag von Darstellern besonders „ans Herz gewachsen“:
Die „damals gab es ja auch schon (xyz) und dann werden die bestimmt auch (abc) gehabt haben, weil die waren ja nicht doof!“ Fraktion.

Interessanterweise ist die Schnittmenge zur „das hab ich auf YouTube so gesehen, das wird so schon stimmen“ Fraktion und zur „ich hab noch nie ein Museum freiwillig von innen gesehen“ Fraktion sehr groß.

Beispiel: Die vollkommen unnötige und ineffektive, aber trotzdem weit verbreitete „Rohhautlaterne“.

Zwar gibt es genügend Abbildungen von Laternen, das Material der „Fenster“ ist darauf aber nicht zu erkennen. Von Glas, über Rohhaut oder Horn ist alles möglich. Ggf. sogar, dass einfach nichts zwischen den Stäben war.
Belege oder Funde gibt es dazu einfach nicht.

Abbildung aus Kreuzfahrerbibel, Mitte 13. Jahrhundert

Trotzdem wird diese Laterne von Besitzern und vor allem von Bastlern/Erbauern dieser Laterne verteidigt, nicht selten mit dem Satz „naja, die Sachen dafür gab es ja damals schon, dann werden die das bestimmt so gemacht haben, die waren ja nicht doof.“ (Um dann wenige Minuten später den Besuchern zu erklären, dass ja „im Mittelalter“ keiner lesen oder schreiben konnte *augenroll)

(Anm. der Autorin: Metall und Glas gab es auch schon, aber eine Metall-Laterne mit Glasfenstern geht ja nicht, das gab es ja nicht *zynischen Unterton denken)

Mal abgesehen davon, dass bei dem obigen Thema noch das Faible für „das muss urig-rustikal-ambientig sein“ dazukommt, ist die Aussage nichts anderes, als eine Ausrede, um sich nicht mit dem Kritikpunkt zu beschäftigen. Selbst, wenn der/die Befragte sagt, dass er/sie sich damit nicht beschäftigt hat oder will, ist es allemal besser, als zu behaupten, dass es irgendeine Form von Evidenz gäbe.


Gegenbeispiel: Meine Kochtöpfe stammen aus einem Fachhandel für niederländische Outdoor-Küche und sind aus Gusseisen.

Ist das historisch korrekt? – Nein.
Weiß ich das? – Offensichtlich ja.

Warum mache ich das dann? – Tja, nun.

Die Form und die Haltbarkeit sind hier das entscheidende Kriterium: Ein Kugeltopf aus Bronze ist nicht zu bekommen, ich hab es lange und intensiv versucht. Gradwandige Töpfe sind leicht zu bekommen, aber aus Eisen, und somit sehr pflegeintensiv.

Ich opfere also die Authentizität teilweise zugunsten anderer, wichtigerer Faktoren… aber ich weiß das und kann es auch so kommunizieren.

Könnte man mit im „Mittelalter“ bekannten Methoden und Verfahren Gusseisen herstellen?
Weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Muss ich auch nicht wissen, denn ich weiß, welche Materialien tatsächlich verwendet wurden.


Bei all der Unwissenheit, die wir bei den recht spärlichen Quellen eh schon haben, wünsche ich mir etwas mehr Genauigkeit bei dem was wir Darsteller machen. Klar, mache ich auch mal eine (Teil-) Ausnahme, vor allem bei Klamotten, aber eine fachliche Diskussion darüber, was geht und was nicht, sollte nicht mit „… aber die waren ja nicht doof.“ abgewendet und im Keim erstickt werden.

Dann gebt halt lieber zu, dass ihr auf Weiterentwicklung und Recherche keinen Bock habt.

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