Wie es sich für einen echten Reenactor¹ gehört, zähle ich ab Jahreswechsel die Wochen bis zum nächsten Markt². Ich kann es kaum abwarten, das Auto zu packen und loszufahren! Ich freue mich wie ein Kind auf den Geruch von frisch gemähter Kuhweide, der hallende Klang von Metallhämmern, die Metallheringe in die Erde treiben – auch auf die Gefahr hin, dass es Funken gibt oder eine der Damen einen Metallsplitter ins Auge bekommt ( sorry, das ist nen Insider).
Und dann kommt der Tag, an dem man endlich packen kann und stellt mit Erschrecken fest, dass man nichts anzuziehen hat, weil die eine Hälfte der Klamotten repariert werden müssen und die andere Hälfte noch fertig gestellt werden muss – was man ja auch lange vor hatte, aber nie dazu kam.
Wie immer ist diese Wartezeit von Saisonende zu Saisonstart viel zu lang… und gleichzeitig viel zu kurz für die vielen Projekte, die man ja noch erledigen wollte. Ein echter Schrödinger!
Und was ist ein Winterkoller?
Winterkoller ist einfach dieses Gefühl, dass einem nichts mehr Freude bereitet, diese Sehnsucht, endlich wieder „lagern“ zu können. Vergleichbar ist es am ehesten mit dem Wunsch nach Urlaub.
Einige Vertreter sind im Falle eines Winterkollers kaum noch zu ertragen, andere sind einfach nur misepetrig und verhalten sich wie ein 3-Jähriges Kind kurz vor Weihnachten.
Gibt es Gegenmittel?
Nein.
¹) Reenactor wird hier stellvertretend als Begriff für historische Darstellung genutzt – als auch für Living-History-Darsteller.
²) Markt steht hier für eine Veranstaltung mit Mittelalter-Ambiente.
Historische Feste und Burgbelebungen werden explizit so genannt.