– Wie aus einer Idee ein Kleidungsstück wird –
Wer schon mal auf einem klamm-kalten Markttag festgestellt hat, dass so ein Umhang – vor allem die üblich-käuflichen aus Baumwolle – nicht wirklich viel Schutz und Wärme bringt, wird sich sicherlich schon gefragt haben, wie jemand aus dem 13. Jahrhundert das wohl auf Reisen und ohne feste Unterkunft gemacht hat.
Ihr nicht? Tja nun, ich schon. Und so kam das Rabbit Hole.
Ich hatte glücklicherweise bei vorigen Recherchen zu Kleidungsstücken bereits einiges an Bildmaterial gesichtet, vor allem die Kreuzfahrerbibel ist hier eine sehr schöne Quelle.
Ein Kleidungsstück kam mir dabei immer wieder unter: eine Art Reisemantel, in zwei Varianten
Variante mit engen Ärmeln, aus denen man scheinbar an der Achsel rausschlüpfen kann:



Aber auch eine andere Variante taucht öfters auf: etwas kürzere, weite Ärmel.



An der Stelle möchte ich kurz anmerken: Ja, mir ist bewusst, dass die Bilder nur Männer zeigen, ich will aber trotzdem nicht frieren, wenn ich bei 12°C nur fix zum Klo muss.
Die Variante mit den engen Schlupfärmeln habe ich bereits genäht (sh. Bild) und bin auch fast zufrieden damit.
Einziger Mangel ist: Ich habe scheinbar wegen der geringen Menge an Stoff (Reststück) die Ärmel einen Hauch zu eng gemacht, weswegen ich mit den Armen nicht in die Ärmel passe.
Somit bleibt natürlich nur eine Möglichkeit: Noch ein Reisemantel. Aber diesmal der mit den weiten Ärmeln.

Ich begab mich also auf die Suche nach geeignetem Stoff. Geschätzte Stoffmenge liegt bei etwa 2 Laufmeter bei einer Stoffbreite von 140cm. Farbe war/ist mir relativ egal, der Stoff sollte nur pflanzengefärbt und nicht allzu teuer sein.
Also habe ich einige Facebook Gruppen rauf und runter gesucht (ja, okay, mache ich öfter, auch wenn ich nicht auf der Suche bin) und eine*n Färber*in gefunden, der/die aktuell recht große, aber günstige Stoffe anbietet. Angeschrieben, Stoff ausgesucht, gekauft.
Nun liegen hier also etwa 5 Quadratmeter Stoff, Woll-Seide-Gemisch, in einer Doppelfärbung aus Reseda und Indigo. Man gönnt sich ja sonst nichts, ne?
Nächster Schritt: Schnittmuster.
Nochmal kurz zurück zu den Bildern: Was sehen wir?
Der Mann auf dem Bild trägt eine orangefarbene Cotte mit engen Ärmeln, darüber ein grünes Übergewand, mit halblangen weiten Ärmeln und V-Ausschnitt. Ein Verschluss ist nicht ersichtlich, das Übergewand ist also zum Reinschlüpfen.
Die Ärmel des Übergewandes sind zumindest am Saum mindestens doppelt so weil wie der Armumfang. Der Faltenwurf an der Achsel deutet drauf hin, dass der Ärmel auch an der Achsel sehr weit ist.
Es scheint also aus vorwiegend Rechtecken zu bestehen.
Geren an den Seiten sind nicht ersichtlich, aber auch nicht ausgeschlossen.

Ich brauche also grundlegend erstmal den Schnitt einer Tunika oder Cotte, nur mit weiten und kürzeren Ärmeln.
Meine Maße für ein locker sitzendes Kleid sind:
- Brustumfang: 100cm
- Ärmellänge: 55cm
- Ärmelumfang: 50cm
- Länge (bis Knie): 110cm
Daraus ergäbe sich für den Zuschnitt:
- 2 Rechtecke für vorne und hinten, jeweils 55cm breit und 115cm lang
- 2 Rechtecke für die Ärmel, jeweils etwa 55cm breit und 45cm lang
- ggf. Geren, 75cm lang und 30cm breit
Soweit der Plan.
Die Umsetzung wird noch etwas warten müssen…
Ich hab da noch ein paar andere Projekte auf der Liste.